27.06.2014

Der schöne Weg

Eine Studentin wird gefragt, wann sie denn nun ihr Studium abschließen wird. Ein Jahr wird es wohl noch dauern, lautet die ehrliche Antwort der 28-Jährigen.

Der Weg - Das Ziel?
Abitur, Lehrberuf, Bachelor-Studium und nun noch der Master. Alles braucht seine Zeit, und die ganz persönliche Entwicklung sowieso - die verschiedenen Ausbildungen betreffen nicht unbedingt den gleichen Themenkreis. Im Verlauf des weiteren Gespräches hat mich jedoch die folgende Aussage aufhorchen lassen: "Ich geh den schönen Weg!" Der schöne Weg dauert zwar länger, gefällt mir aber besser und macht ganz offensichtlich auch zufrieden.

Rechts und links gibt es auch etwas zu sehen!
 
Faszination
Diese Erkenntnis hat sich bei mir festgesetzt und mich irgendwie fasziniert. Ich selbst war immer mehr für die kurzen Wege, also möglichst direkt zum Ziel unterwegs - ohne Umwege. Dabei hat mich manchmal eine gewisse Ungeduld begleitet, denn es sollte nicht nur ganz direkt, sondern auch möglichst schnell gehen.

Multifunktional?
Der Satz -  "Ich gehe den schönen Weg!" - beinhaltet mehrere Aussagen:
1. Ich lasse mir Zeit.
2. Ich darf ausprobieren.
3. Ich kann und darf auch einen Umweg nehmen.
4. Und auch durchaus beachtenswert, ich setzte mich nicht selbst unter Druck.
Sich die Zeit zu nehmen, die eine Entwicklung benötigt ist also unheimlich wichtig.

Schöner Weg mit Panorama
Die Aussage: "Ich gehe den schönen Weg!" ist darüber hinaus noch übertragbar auf andere Situationen und/oder Perspektiven, zum Beispiel bei einem Blick zurück. Habe ich bei einer Bergwanderung den Gipfel erreicht, wende ich meinen Blick in Richtung Tal und genieße die Aussicht. Ich sehe den zurückgelegten Weg mit vielen Biegungen und Steigungen, schön und manchmal eben auch anstrengend.

Hier oben habe ich den Überblick - einzelne Wegstrecken fügen sich zu einem Gesamtbild zusammen. Der Blick auf das bisher Erreichte kann also auch  rückwirkend ebenfalls einen schönen Weg zeigen. Die eine oder andere Entwicklung hat vielleicht mehr Zeit benötigt als im aktuellen Moment gewünscht oder erwartet, rückwärts betrachtet kann sich daraus aber durchaus ein Sinn ergeben. Einzelne Aspekte oder Begebenheiten fügen sich hier plötzlich zu einem Ganzen zusammen, sie ergänzen sich  - zu einem schönen Weg, der vorher so nicht sichtbar war.

Von hinten betrachtet!
 
Rückblickend kann dieser Satz dann auch versöhnend wirken. Was kann besser sein, als die Dinge zu akzeptieren, die nicht so gelaufen sind, wie es der persönliche Zeitplan, fremde Erwartungen und die eigene Ungeduld vorgesehen hatten.  Rückwirkend und aus einer anderen Perspektive betrachtet können dann auch Verzögerungen und Umwege durchaus sinnvoll gewesen sein. Und mit dieser Erkenntnis können die Wege, die noch vor uns liegen, nur noch schöner werden.