10.05.2012

Gleichwertigkeit

Vor Kurzem habe ich das Buch "Leise Menschen - starke Wirkung" von Sylvia Löhken hier vorgestellt. Darin geht es um die Kommunikationsart leiser Menschen, und wie Sie Präsenz zeigen und Gehör finden, wenn sie eben  introvertiert sind. (Siehe dazu auch Blogbeitrag im März unter Buchtipp.)

Die Autorin beschreibt sehr authentisch die Problematik zwischen Intros und Extros, wie sie die beiden Kommunikationstypen im Buch kurzerhand  nennt. So weit, so gut! 

Unter Gleichgesinnten
Inzwischen frage ich mich aber auch, wie gut funktioniert nun tatsächlich der Austausch zwischen gleichen Kommunikationstypen - also zwischen Extro und Extro, und zwischen Intro und Intro?  Ich glaube nicht, dass das gleiche Kommunikationstempo grundsätzlich eine besseres Gespräch bzw. Verstehen zur Folge hat. Geraten nämlich die richtig ungeduldigen und hektischen Extros aneinander, ist an ein inhaltvolles Gespräch wahrscheinlich kaum noch zu denken. Keiner lässt den anderen ausreden, die Stimmen werden lauter, jeder versucht sich zu behaupten - letztendlich hat das nur noch wenig mit Kommunikation zu tun.  

Ein Gespräch unter ausschließlich introvertierten Menschen läuft da mit Sicherheit ruhiger und rücksichtsvoller ab. Nur, vielleicht wird das Tempo dann insgesamt doch etwas zu langsam, oder sogar zähflüssig. In einem Arbeitsgespräch kann so schnell die Zeit davonlaufen und am Ende einer Sitzung gibt es  kein Ergebnis. Das stellt die Beteiligten dann auch nicht ganz zufrieden. 

Gleichwertigkeit
Diese beiden Situtaitonsbeschreibungen sind mit Sicherheit etwas extrem gewählt. Sie lassen aber die fast zwingende Schlussfolgerung zu, dass Extros und Intros sich durchaus gegenseitig bereichern und ergänzen können. Extros und Intros stehen deshalb gleichberechtigt nebeneinander. Schließlich gibt es ebenso viele Intros wie Extros. 
Und sobald ich mich als leiser Mensch auf meine Stärken besinne, kann ich sehr gelassen einem lauten Menschen entgegentreten. Gehen sie doch einfach mal davon aus, dass der Extro außer seiner lauten Stimme nicht viel mehr zu bieten hat. Je ruhiger "Ich - Intro" also einer unruhigen Situation begegnen kann, desto sicherer fühle ich mich. In dem Moment kann ich konzentriert die Dinge, die ich zu sagen habe, formulieren und mitteilen. Und sobald es mit der eigenen Ruhe besser klappt, hören die Mitmenschen - auch die Lauten - besser zu. Die innere Ruhe strahlt gleichzeitig auch Sicherheit und Kompetenz aus. Ist diese Schallmauer erst einmal durchbrochen, stellt sich sozusagen ein Erfolgserlebnis ein. Und die nächste kritische Situation wird wesentlich positiver und damit gleichwertiger erlebt.