21.04.2013

Gelesen

Klappentext
Beim Versuch, schlanker, schlauer und schöner zu werden mal wieder gescheitert? Den Traumjob knapp verpasst? Egal, denn wer hat eigentlich behauptet, dass Glücklichsein der Normalzustand ist? »Ich bleib so scheiße, wie ich bin« macht Schluss mit der Selbstoptimierung. Schluss mit der Wahnsinnsidee, dass man das Leben besonders effektiv zu nutzen habe. Besser werden heißt wahnsinnig werden, also: Bleiben Sie dick, faul, jähzornig – und glaubwürdig.

Es gibt Menschen, 
die stellen so ziemlich alles in Frage - Veränderungsvorschläge inbegriffen. Diesen Eindruck habe ich jedenfalls beim Lesen des Buches "Ich bleib so scheiße wie ich bin" von Rebecca Niazi-Shahabi, gewonnen. Ich glaube schon daran, wenn wir ungeliebte Gewohnheiten gezielt verändern können und ein besseres Lebensgefühl die Folge ist, dass diese Veränderungen uns guttun. Dieses "Guttun"  lässt sich als positive Veränderung langfristig in den Alltag etablieren. Und sie verschönert und bereichert durchaus unser Leben. Wir kommen damit außerdem ebenfalls der eigenen Einzigartigkeit näher. 

Mein Eindruck: 
Die Autorin glaubt Studien nach dem eigenen Gutdünken und legt sie dementsprechend aus. Also so, wie es ihr in den Kram passt. Sie legt die herangezogenen Erhebungen so aus, wie sie sie sehen möchte. Es geht schließlich nicht darum aus einem wenig kreativen Menschen einen ganz kreativen Menschen zu machen, denn das geht nun wirklich nicht. Es geht doch grundsätzlich um die Einstellung zur eigenen Person. Und immer wieder um einige Aspekte oder Hilfsmittel, mit sich selbst und damit auch mit unseren Mitmenschen besser klar zu kommen.

In dem Buch, wohl bemerkt ein Bestseller, gerät nach meiner Auffassung etwas heftig durcheinander. Und zwar zwanghafte Veränderungsvorstellungen und gewünschte Veränderungen. Gewünschte Veränderungen können helfen und das Leben positiv beeinflussen. So manche These empfinde ich als Ausrede, fragwürdig und/ oder als theoretisches Konstrukt. 

Ein Beispiel:
Sitcomcharaktere werden gerade wegen ihrer Fehler und Schwächen geliebt. Als Beweis hierfür wird die bekannte Figur "Alf" herangezogen. Möchten Sie wirklich wie Alf durch die Gegend poltern???

Zitat: 
" Wer die Schuld bei sich sucht, rebelliert nicht gegen das System."

Außerdem:
Das Leben wird symbolisch mit einem Unternehmen gleichgesetzt. Schlägt das Leben fehl, reagieren die Betroffenen mit Selbstmord. Der Selbstmord wiederum wird mit einer Geschäftsinsolvenz gleichgesetzt. 

Der Titel
"Ich bleib so scheiße wie ich bin" - lockerlassen und mehr vom Leben haben, hat eine gewisse Anziehungskraft ausgeübt, dieses Buch zu kaufen. Doch die oben angeführten  Zitate und Thesen dieser Art sind nicht nur provozierend, sie verärgern auch. Einfach nur das Gegenteil zu behaupten, erscheint mir an dieser Stelle zu einfach.

Schließlich
Es geht der Autorin nicht schlicht und einfach darum, gegen Perfektionismus zu argumentieren. Es geht zum Beispiel auf Seite 138 ff. ganz einfach um Ausreden. Ausreden, die auf dem Rücken vorher abgelehnter Musterforschngen wie  "Eltern, Kindheit, etc." ausgetragen werden. Diese Argumentation erscheint mir unglaubwürdig und wenig professionell. Den Putzwahn einer ehemaligen Vermieterin immer wieder als Grundlage und Beweis für sinnlosen Aktionismus und Perfektionismus heranzuziehen, stellt für mich wenig Bestsellerformat dar. Der Klappentext wirbt darüber hinaus mit dem Satz ."Dieses Buch wird Ihr Leben verändern". Dazu kann ich nur sagen: "Mein Leben nicht!"

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Außerdem hat Petra Schuseil das Buch vor einiger Zeit in Ihrem Blog vorgestellt.  Auch dort finden Sie diverse Kommentare zu diesem Buch. Die Beiträge finden Sie im Lebenstempo-Blog